„Ursache von Lungenkrebs“

Dieselauspuffgase sind definitiv krebserregend. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kam am Dienstag das Internationale Krebs-Forschungszentrum (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei einem Expertentreffen.

1988 hatte das in Lyon ansässige IARC Dieselauspuffgase noch als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Jetzt aber habe eine Expertengruppe Belege gefunden, dass Dieselabgase eine Ursache von Lungenkrebs seien und es zudem eine Verbindung zu Blasenkrebs gebe, teilte die zuständige WHO-Abteilung mit. Deshalb erfolge die Einstufung als krebserregend.

Damit gruppiert die Organisation Dieselabgase wie Asbest, Arsen und Senfgas ein. Die Einschätzung von Benzinabgasen veränderte die WHO dagegen nicht. Diese werden weiter mit „wahrscheinlich krebserregend“ bewertet. Dieselruß-Emissionen beinhalten besonders viele Kleinstpartikel, die bis in die Lungenbläschen und in den Blutkreislauf eindringen können. Zudem werden diese Partikel in Bodennähe emittiert und sind daher in hoher Konzentration in der Atemluft.

Vor allem in Westeuropa beliebt

Dieselbetriebene Fahrzeuge erfreuen sich vor allem in Westeuropa großer Beliebtheit. In Ländern außerhalb Europas und Indiens werden vor allem Lkws mit dem heiklen Treibstoff betankt. Von den rund 2,5 Millionen Diesel-Pkws in Österreich haben laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) mehr als 1,5 Millionen keinen serienmäßig eingebauten Filter. Dazu kommen viele alte Lkws und Klein-Lkws.

„Während die neuen Dieselfahrzeuge einen Partikelfilter haben, gibt es in Österreich noch sehr viel alte Dieselfahrzeuge ohne Filter", warnte der VCÖ im Winter und forderte die Einrichtung von Umweltzonen: Fahrzeuge mit geringem Schadstoffausstoß dürfen in die Umweltzone einfahren, Fahrzeuge mit hohem Ausstoß müssen draußen bleiben. In Berlin konnten damit die gefährlichen Dieselruß-Emissionen um mehr als die Hälfte reduziert werden“, erklärt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Luft letzten Winter erstmals besser

An 25 Tagen pro Jahr dürfen die Feinstaubgrenzwerte in Österreich überschritten werden. 2011 waren es deutlich mehr: Österreichweit wurden die Grenzwerte an jeder zweiten der insgesamt 141 Messstationen überschritten. Zum Vergleich: 2009 waren es elf, 2008 fünfzehn Messstationen, an denen zu viel Feinstaub gemessen worden ist.

Im Winter 2011/12 war die Luft in Österreich jedoch deutlich weniger mit Feinstaub belastet als im Jahr davor, berichtete der VCÖ im Frühling. 2010/11 zeigten die Messstellen an 71 Tagen zu hohe Feinstaubkonzentrationen an, im heurigen Winter war das an 57 Tagen der Fall. Leibnitz, Graz und Wien waren die Orte mit der höchsten Schadstoffkonzentration. In den beiden steirischen Städten war gar an jedem drittem Tag zu viel Feinstaub in der Luft. Zurückzuführen ist die bessere Luftqualität im Winter u. a. auf die Wettersituation, die günstiger ausfiel als im Vorjahr.

„Feinstaub verkürzt Lebenszeit um fast ein Jahr“

Laut Manfred Neuberger von der MedUni Wien wird Feinstaub die Lebenszeit der Österreicher „um fast ein Jahr verkürzen“, falls keine Gegenmaßnahmen erfolgen: „Wenn die im letzten Jahrzehnt in den größeren österreichischen Städten gemessene Feinstaubbelastung nicht reduziert wird, sondern fortbesteht, ist damit zu rechnen, dass ihre Bewohner dadurch im Schnitt fast ein Jahr ihres Lebens verlieren werden.“

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Publiziert am 13.06.2012
Quelle: news.orf.at